Mit der Strohgäubahn zum Bw
Weissach
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Unter diesem
Motto starteten sechs
Clubmitglieder und vier Gäste (die als Vertreter der
ArgeSchmalspur uns MEC’ler schon mehrfach willkommene
Unterstützung mit ihren Exponaten geleistet haben) zu einem
Ausflug vor der Haustüre. Mit der S-Bahn ging es von Leonberg vier
Stationen weiter nach Korntal. Die bewusst großzügig
gewählte Umsteigezeit auf die Strohgäubahn konnte bestens
genutzt werden und wir erhielten vom diensthabenden Fahrdienstleiter
Hermann Wurst eine interessante Einführung in die
Stellwerkstechnik vor Ort.
Mit Zug-Nr. 76 ging es dann per Regioshuttle VT 414 auf die
Strohgäubahn, dem letzten und an Samstagen gleichzeitig einzigen
Zug, der den Streckenendpunkt Weissach erreicht. Der Verkehr auf der
Strohgäubahn wird besonders intensiv nur zwischen Hemmingen und
Korntal geführt; teilweise fahren die Triebwagen der Typen NE 81
und Regioshuttle auch im S-Bahnnetz weiter bis/ab Stuttgart-Feuerbach,
um den Pendlern umsteigefreie Verbindungen zu bieten.
Die abwechslungsreiche Fahrt über die 22km lange, eingleisige
Nebenbahn durch das Strohgäu endete planmäßig nach
knapp 40 Minuten um 16.13 Uhr in Weissach. Dort erwartete uns im
Bahnbetriebswerk bereits Herr Hugo Mann, Werkstattleiter und
stellvertretender Betriebsleiter der WEG-Strecke Korntal-Weissach.
Unter seiner Leitung durften wir einen Rundgang durch die Hallen, in
denen die Triebfahrzeuge in den Ruhezeiten abgestellt sind, und die
Werkstatt unternehmen. Herr Mann – auch außerhalb des Dienstes
als praktizierender Modellbahner von der Eisenbahn fasziniert – hat
schon mehrfach unsere Modellbahnausstellungen in Leonberg besucht und
war sehr erfreut interessierten Hobby-Eisenbahnern Einblick in die
Arbeit der Profis zu geben. Er beantwortete die Fragen von uns
Besuchern geduldig und kompetent. So konnte sowohl die aktuelle
Wissbegierde ebenso gestillt werden wie die Fragen zur Historie der
Strohgäubahn.
In der Werkstatt des Bw Weissach werden fast sämtliche Arbeiten
für die Triebfahrzeuge der Strecke, einschließlich der
Fahrzeugwiederherstellung nach Unfällen durchgeführt, aber
auch für externe Unternehmen, von der Wartung bis zur
Hauptuntersuchung. Da durch organisatorische Veränderungen Herr
Mann in Personalunion ebenso Werkstattleiter der anderen WEG-Strecken
(Schönbuchbahn Böblingen – Dettenhausen; Wieslauftalbahn
Schorndorf – Rudersberg; Tälesbahn Nürtingen – Neuffen) ist,
werden anfallende Arbeiten an den Triebfahrzeugen dieser Strecken bei
Bedarf in Weissach durchgeführt.
Hugo Mann sieht grundsätzlich eine gute Entwicklungschance
für den schienengebundenen Personennahverkehr. Während
für die Abholung der Pendler und Schüler an der Haustür
der Bus unverzichtbar ist, dürfte den Nebenbahnen weiterhin
gesteigerte Bedeutung bei der Zuführung der Fahrgäste zu den
S-Bahnsystemen in Ballungsräumen zukommen. Kombinierten
Bus-/Bahnsystemen mit möglichst wenig Umsteigeaufwand für die
Fahrgäste dürfte die Zukunft gehören, wenn auch deren
Finanzierung immer wieder für politische Unruhe sorgen wird.
Nach der über einstündigen hochinteressanten Führung
bedankten wir uns bei Herrn Hugo Mann herzlich und wünschten ihm
und „seiner“ Strohgäubahn alles Gute für die Zukunft.
Den Rückweg nach Leonberg mussten wir – mangels Zugleistung am
Samstag – mit dem Bus antreten, der uns im Vergleich zum Zug mit etwas
mehr Geschaukel, aber sicher nach Leonberg zurück brachte. Der
gelungene Ausflug mit und zum Vorbild ist durch einige Bilder
dokumentiert – viel Spaß bei der Durchsicht.
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