MAN-Triebwagen

Baubericht Endbahnhof Grafenberg

Um nicht ein unflexibles und nie fertig werdendes Großprojekt zu starten und die künftige Modellbahn-Anlage bzw. Teile davon in die MECL-H0-Modulanlage integrieren zu können, wurde meine Modellbahn von Anfang an als transportable Modulanlage geplant. Das Grundkonzept sollte ein point-to-point-Betrieb zwischen einem offenen Abstellbahnhof (Fiddle Yard) und einem Endbahnhof sein. Die Modulanlage kann auch später einfach durch neue Module ergänzt und erweitert werden.
Die Auswahl eines geeigneten Vorbildes wurde durch das zeitlich passende Erscheinen der MIBA-Sonderhefts „Endbahnhöfe planen und bauen“ erleichtert. Hier waren gleich zwei kompakte Endstationen (Wasserburg Stadt und Gräfenberg) zu finden, die einen interessanten Zug- und Rangierbetrieb versprachen und auf ca. 4 m Länge nahezu vorbildgetreu mit den ebenfalls neuen, schlanken Tillig-Weichen EW5 (1:7,5/6,6-190) und EW6 (1:9-190) umsetzbar waren. Die Wahl fiel letztendlich auf Gräfenberg, da hier auch zwei Personenzüge im Bahnhof kreuzen können. Dafür musste auf den BayWa-Anschluß in Wasserburg verzichtet werden. Weitere Vorbild-Quellen waren die alten MIBA-Hefte von 1986 und einzelne Artikel in verschiedenen MIBA-Spezial zum Thema Bf. Nürnberg Nordost, dem Anfang der zweiten, heute noch existierenden Strecke nach Gräfenberg. Die Feinplanung begann Anfang 2009 mit 1:1 am Kopierer vergrößerten Bildern der Tillig-Weichen auf dem Kellerfußboden. Dies war aber nicht so einfach, da folgende Prämissen einzuhalten waren:
- max. Gesamtlänge 4m, Breite max. 70 cm
- Einfahrt mit FREMO-B'02-Profil (Breite 50 cm, mittige Gleislage)
- symmetrische Segmente für einfachen, paarweisen Transport mittels Kopfbrettern
- senkrechte Gleislage einer mittigen Segmenttrennung, um ggf. eine „Verlängerung“ für den MECL-Austellungsbetrieb einfügen zu können
- ausschließliche Verwendung der schlanken Tillig-Weichen EW5 und EW6 und großer Radien (>2,2 m)
Diese Vorgaben konnten nur durch Weglassen des zweiten Lokschuppengleises und des äußersten Abstellgleises umgesetzt werden, was den Fahrbetrieb aber nicht wesentlich einschränkt. Deswegen (und wegen der Verwendung von preußischen Bahnhofsgebäuden) heißt der Modell-Bahnhof nicht mehr Gräfenberg, sondern Grafenberg. Die Weichenstraßen am Ende des Vorbildbahnhofs erzwangen zwei lange Segmenten von je 2,0x0,5/0,6m, um nicht mitten durch Weichen „sägen“ zu müssen. Viele Weichen mussten vorbildgemäß gekürzt werden. Der „Hosenträger“ wurde aus 4 stark gekürzten EW5 und einer 15°-Kreuzung gebaut. Das Ergebnis zeigt Bild 1 (Foto nach Gleisverlegung, am PC nachbearbeitet).
Planung

Die Segmentkästen wurden aus 10 und 12 mm starken Pappelsperrholz aus dem Baumarkt in Spantenbauweise aufgebaut. Das FREMO-B'02-Profil aus 13 mm Pappel wurde von Harald Brosch bezogen. Der Gleisbereich liegt jeweils auf einer 10 mm starken Sperrholzplatte. Beide Segmentkästen wurden über Passhülsen mit 10 mm Gewindestiften verbunden, um passgenaue Gleisübergänge sicherzustellen.
Nach Fertigstellung der Segmentkästen wurde die Landschaftskontur aus 2 cm dicken Styrodurplatten unter Einsatz von Messer und grober Raspel geformt. Für alle Gleisbereiche wurde eine 4 mm starke Korkbettung bzw. Korkplatten verlegt. Eine dünne Spachtelschicht mit braunem Anstrich für den Boden schließt die Grobarbeiten an den Segmentkästen ab. Der Bereich der Ladestraße und der Bahnhofsvorplatz wurde mit 4 mm starken Styrodurplatten zum Höhenausgleich der Korkplatten bündig zu den Modulkanten aus Sperrholz beklebt.

Jetzt konnten die Tillig Code 83-Gleise verlegt werden. Alle Gleise wurden nach dem Zuschneiden mit wasserfestem Weißleim verklebt. Begonnen wurde mit der Weichenstraße an der Bahnhofseinfahrt (Weichen 1 bis 3) , dann Gleis 1 und  in Verlägerung davon der „Hosenträger“ mit den Weichen 8 bis 11. Anschließend wurden die Weichen 7 bis 4 und die Gleise 2, 3 und 4 verlegt. Die Schienenprofile an den Segmentgrenzen wurden auf Messingschrauben verlötet, die Profile getrennt und bündig gefeilt. Zuletzt wurden alle Stumpfgleise ergänzt. In Gleis 7 wurde am Ende eine Untersuchungsgrube eingebaut, die später im Lokschuppen liegt.

In diesem Zustand wurden die Arbeiten Anfang 2010 unterbrochen und das Abzweigmodul Eichenau gebaut, das zum Anschluß des Endbahnhofes an die MECL-Anlage gebraucht wird. Nach etwa einem Jahr Baupause wurde die Elektrik nach MECL-Standard mit 4-poliger zentraler Leitung für Digital-Fahrstrom und 14V-Gleichstrom-Versorgung verdrahtet. Als Weichenantriebe wurden (wie beim Bf. Feinau und nach positiver eigener Erfahrung beim Abzweigmodul Eichenau) MB-Tronik Servoantriebe WA5 verwendet. Im Heimbetrieb kommt ein Roco-Digitalsystem zum Einsatz, dessen Netzteil und Booster fest eingebaut sind. Im MECL-Betrieb ist das Roco-System abgeklemmt und der MECL-Booster wird über zwei 4 mm-Buchsen angeschlossen. Die 14V-Gleistromeinspeisung erfolgt über zwei weitere 4 mm-Buchsen. Nach kurzem Funktionstest (Fahrspannung, Weicheneinstellung und -betätigung) wurden die Gleisroste holzbraun mit der Airbrush-Pistole lackiert und die Schienenprofile mit dem Pinsel rostfarben gestrichen.

Als Gebäude wurde die Bahnhofsbauten aus der Krakow-Serie der Fa. Auhagen ausgesucht, da es kein dem Vorbild ähnliches Empfangsgebäude zu kaufen gab und mir  das preußische Empfangsgebäude, Güter- und Lokschuppen und Wasserturm besser gefallen und gut zueinander passen. Geografisch liegt der Modell-Bahnhof dann in Süd-Hessen statt in Franken, was mich aber nicht davon abhalten wird, statt preußischen Tenderloks der BR 93 und 94 auch bayrische Lokalbahnloks der BR 70 und 98 einzusetzen.
Immer einsetzbar auf Nebenbahnen sind die Tenderloks der BR 64 und 86, der Schienenbus VT98 und die V100-Dieselloks. Begonnen wurde der Gebäudebau mit dem einständigen Lokschuppen mit ausgestalteten Innenwänden und Innenbeleuchtung, der bereits bis auf das Dach fest eingebaut wurde (später folgt noch eine Werkstatteinrichtung). Wegen des Erscheinens des MIBA-Spezial 92 „Modellbahn-Belechtung“ wurde der Einbau von Inneneinrichtungen mit LED-Belechtung beschlossen, was den Aufbau der weiteren Gebäude wegen des Mehraufwands verzögerte. Einbaufertig ist der Güterschuppen inkl. Inneneinrichtung und Belechtung, die dem Empfangsgebäude noch völlig fehlt. 

Bei den MECL-Sommer-Fahrtagen im August 2012 in der Musikschule Korntal kam der Endbahnhof Grafenberg erstmalig zum Einsatz. Dafür musste noch schnell ein provisorisches Stellpult mit Kippschaltern gebastelt werden, da der Bau des beim MECL übliche Gleisbildstellwerks noch nicht einmal begonnen war.
Die Fahrtests verliefen ohne größere Probleme. Lediglich die 15°-Kreuzung im „Hosenträger“ fiel durch hoppelnde Fahrzeuge auf, jedoch gab es keine Entgleisungen. Die Ursache ist unklar, da sowohl Loks und als auch Wagen jeweils unterschiedliches Verhalten zeigten. Im Endbahnhof konnte im betriebsarmen Zeiten intensiv rangiert werden. Kreuzungen von zwei Personenzügen mit Umsetzen der Loks sind wie beim Vorbild möglich. Die vorbildgermäß kurzen Bahnsteignutzlängen (max. 1,25 m) waren auch im MECL-Austellungsbetrieb nicht störend, das ursprünglich geplante Verlängerungsstück wird nicht umgesetzt.
Da der MECL eine Einladung zur Ausstellung Modellbau Süd im November 2012 auf dem  Messegelände Stuttgart bekommen hatte und dort neben der H0e-Anlage alle Module für eine große H0-Anlage gebraucht wurden, musste auch der Endbahnhof Grafenberg mit zugehöriger Einfahrt aus 2 Modulen sowie 2 weitere Kurvenmodule in einen präsentablen Zustand gebracht werden.

Jetzt war massenweises Gipsformengießen angesagt, um Baumaterial für die Kombiladerampe, die Ladestraße, drei Schüttbahnsteige, Bahnhofsvorplatz und Landstrasse aus Spörrle-Formen herzustellen. Parallel wurden fertig getrocknete Gipsteile zugeschnitten bzw. zugefeilt, verbaut und neue gegossen, um die Trocknungszeiten von etwa zwei Tagen zu überbrücken. Manchmal gab es auch Ausschuß in Form von „Bläschen“ oder Brüchen beim Verarbeiten, was Zeit durch Herstellung neuer Teile kostete. Anfang November waren endlich alle Gipsteile verlegt und Spalte wo möglich mit Spachtelmasse geschlossen. Nun erhielten alle Gipsflächen den Grundanstrich aus verdünnter HEKI-Beton- (Bahnsteige, Laderampe) oder Granit-Farbe (Kopfsteinplaster von Laderampe, -strasse, Bahnhofsvorplatz und Landstrasse).

Nun konnten die letzten Geländeunebenheiten auf der Straßenseite von Grafenberg aus Styrodur geformt, mit Spachtelmasse geglättet und brauner Abtönfarbe grundiert werden. Zuletzt wurden noch alle Modulaußenflächen mittelgrau mit einer Schaumstoffrolle gestrichen. Nachdem auch noch insgesamt 12 Modulbeine und die zwei Transportbretter fertiggestellt waren, war Bf. Grafenberg rechtzeitig am Wochenende vor der Ausstellung transportbereit. Auf der Ausstellung wurden nach dem Modulanlagenaufbau die vorhandenen Gebäude und Einrichtungen vom Bf. Grafenberg provisorisch mit lösbarem Montagekleber fixiert. Als Stellpult kommt wieder das Provisorium mit Kippschaltern zum Einsatz (plus Gleisplanskizze mit Weichennummern), da für den Stellpultbau keine Zeit vorhanden war. Dann konnte die erste Probefahrt über die neuen Einfahrmodule in den Bahnhof erfolgen.

Grafenberg_112012  Grafenberg
                  mit Einfahrt  Einfahrsignal
Der Wald auf den Kurvenmodul vor dem Einfahrsignal wurde erst zwei Tage vor Messeaufbau gepflanzt. Die Weizen- und Gerstenfelder entstanden in langwieriger Arbeit aus insgesamt 10 Busch-Bausätzen bereits im Sommer 2012. Weiter geht’s mit der Ausgestaltung von Grafenberg erst in den Weihnachtsferien 2012/13.